Schlechte Jobchancen nach Familienpause
„Wer Kinderbetreuung übernimmt, hat keine Chancengleichheit“/Das „Forum Berufsrückkehr“ zieht Bilanz
von Friederike Tinnappel


Für Frauen, die nach der Familienpause wieder berufstätig werden wollen, wurde im April 2004 das „Forum Berufsrückkehr“ geschaffen. Das Projekt ist auf zwei Jahre befristet. Zur Halbzeit zeigt sich: Je schlechter es auf dem Arbeitsmarkt aussieht, desto schwieriger wird es für die Frauen.
Marion Kramer (40) hat vor Jahren im Fach Politikwissenschaft promoviert. Jetzt sucht sie einen Job als Sekretärin. Weil der dreieinhalb Jahre alte Sohn nur von 8 bis 16.30 Uhr im Kindergarten bleiben kann, steht sie maximal 30 Stunden zur Verfügung. „Aber das reicht den Arbeitgebern nicht.“ Gerade erst hat sie wieder eine Absage von einer Zeitarbeitsfirma erhalten. „Die wollen, dass man um 8 kommt und bis 17 Uhr bleibt.“
Auch Barbara Henke (41), die aus Hamburg an den Main zog, kann höchstens 30 Stunden in der Woche arbeiten. Für ihre beiden Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren hat sie noch keinen Hortplatz gefunden. „Das einzige, was ich ergattern konnte, ist eine Mittagsbetreuung bis 14 Uhr.“ Sie würde gern im Personalbereich arbeiten, das könnte auch online von zu Hause sein. „Es macht mir Spaß, Probleme für andere zu lösen.“ Sie hat European Business Management studiert, als kaufmännische Leiterin eines englischen Unternehmens gearbeitet, spricht außer Englisch auch fließend Französisch, Italienisch und Spanisch. Und bekommt immer wieder zu hören, sie sei „überqualifiziert“.
Maria Kuck (48), drei Kinder zwischen 12 und 17 Jahren, hat Grundschullehrerin gelernt. Im vergangenen Sommer ist sie mit ihrem Mann, einem Ingenieur, aus Jordanien zurückgekehrt. Vorher hat sie in Nepal und China gelebt. Dort hat sie Deutschunterricht gegeben. Jetzt bewirbt sie sich als Fremdsprachen-korrespondentin für Englisch und Französisch und hört sich bei so genannten Relocation-Firmen um. Das sind Betriebe, die ausländischen Arbeitnehmern den Papierkrieg mit den Behörden abnehmen, einen Kindergartenplatz suchen, die richtigen Tipps und Adressen auf Lager haben. Gefunden hat Kuck eine befristete Teilzeitstelle an einer Ganztagsschule in Hofheim. Die ersten Erfahrungen? „Die Stimme war weg“ – weil sie, obwohl sie es hasst, so viel schreien musste.
„Energiespritzen“ helfen
Die drei Mütter haben sich im November im „Forum Berufsrückkehr“ kennengelernt. Nach einem Trainingsblock von sechs Wochen treffen sie sich jetzt alle vierzehn Tage beim Verein zur beruflichen Förderung von Frauen in der Taunusstraße 33, um unter fachkundiger Anleitung Erfahrungen auszutauschen. „Das sind unsere Energiespritzen“, sagt Marion Kramer.
Circa 20 Teilnehmerinnen können gleichzeitig einen Kurs besuchen. Natürlich vereinen nicht alle so viel geballte Kompetenz in ihren Lebensläufen wie Kramer, Henke und Kuck. Viele Frauen durchleben gerade ein Familiendrama, zum Beispiel die Scheidung, und seien plötzlich gezwungen, Geld zu verdienen.
Entstanden ist das „Forum Berufsrückkehr“ als Frankfurter Besonderheit: Nachdem das Land sein Programm für Berufsrückkehrerinnen Ende 2003 gestrichen hatte, haben sich die drei Träger, die entsprechende Kurse im Angebot hatten, das Frauenreferat und Daniela Hach
von der Agentur für Arbeit zusammengesetzt und überlegt, was sie für die Frauen tun können. Während früher Kurse zur Berufsorientierung bis zu fünf Monaten dauerten, haben sich der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen, das Frauen-Softwarehaus und der Verein Berami einen Zeitrahmen von sechs Wochen gesetzt. Nachdem in einer ersten Phase geklärt wird, über welche offenkundigen und verschütteten Kompetenzen jede einzelne Kursteilnehmerin verfügt, werden verschiedene Bausteine wie Zeitmanagement, Bewerbungstraining und Computerkenntnisse angeboten, die je nach persönlichem Bedarf wahrgenommen werden können.
Seit Projekt-Beginn im April 2004 wurden sechs Foren von rund 100 Berufsrückkehrerinnen wahrgenommen. Etwa ein Viertel von ihnen hat einen Job gefunden, obwohl „es für die Frauen immer schwieriger wird, je schlechter es auf dem Arbeitsmarkt aussieht.“ Chancengleichheit gibt es nach Einschätzung von Daniela Hach nur bei gut qualifizierten jungen Frauen. Mit der Familienpause ist damit Schluss: „Wer die Kinderbetreuung übernimmt, hat keine Chancengleichheit.“
Kramer, Henke und Kuck sind trotzdem froh, dass es das Forum gibt. Sie haben eine neues Selbstbewußtsein gewonnen und gesehen, dass andere Frauen dieselben Probleme haben, einen Job zu finden. Sie werden nicht aufgeben. Die drei Frauen bleiben am Ball